06.09.2023
"Bei uns sollen sich alle wohlfühlen."
Interview mit Nikola Rosenbaum, Geschäftsleiterin des Zweiradunternehmens Drahtesel in Münster zum Thema "Attraktivität als Arbeitgeber:in"
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Frau Rosenbaum, das Zweiradunternehmen Drahtesel mit seinen heute 25 Beschäftigten entstand vor fast 40 Jahren. Inhaber ist Raimund Gerwing (im Bild oben 2. von rechts). Der Betrieb konzentriert sich auf den Verkauf und die Wartung von Markenrädern für den Münsteraner Fahrradverkehr.
Nikola Rosenbaum (im Bild oben links): Das stimmt. Hinzufügen möchte ich den Standort von ‚Drahtesel‘: Der liegt zentral zwischen dem Hauptbahnhof und der Fußgängerzone direkt an der so genannten ‚Promenade‘. Diese Baumallee umkreist die Innenstadt und wird von den Münsteraner:innen als Fahrradschnellweg genutzt.
Fachkräfte-Initiative: Warum beschreiben Sie den Standort näher?
Rosenbaum: Münster ist eine Fahrradhochburg und als fahrradfreundliche Stadt bekannt.
Unser Ziel ist es, da zu sein, wo die Menschen uns brauchen. Und das ist oft mitten in der Stadt. So unterstützen wir klimafreundliche Mobilität.
Fachkräfte-Initiative: Was macht die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber aus?
Rosenbaum: Bei uns sollen sich alle wohlfühlen: Die Kundschaft und die Geschäftskontakte, unser Team mit den Auszubildenden, Praktikant:innen und auch wir als Führungskräfte. Dieser Anspruch zieht sich wie ein roter Faden durch die Firma, ist Teil unserer Philosophie und lässt sich bis zur Gründungsphase zurückverfolgen. Denn angefangen hat alles in einer studentischen Münsteraner Wohngemeinschaft, zu der auch Inhaber Raimund Gerwing und ich zählten.
Fachkräfte-Initiative: Das heißt, Sie haben die Ursprünge des Unternehmens selbst erlebt. Was unternehmen Sie heute, damit sich Ihre Mitarbeitenden wohlfühlen?
Rosenbaum: Beim Umgang mit Kund:innen und Geschäftspartner:innen stehen unsere überzeugende Leistung vereint mit einem fairen Umgang ganz oben, bei der Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitenden ist der Teamgedanke vorrangig. Bei der Auswahl neuer Teammitglieder achten wir darauf, wie sie in die Gruppe passen und hinter den Klima-Zielen des Unternehmens stehen. Durch regelmäßige Teamtrainings und gemeinsamen Ausflüge sorgen wir für deren Integration und den guten Zusammenhalt des Teams.
Fachkräfte-Initiative: Und wie spiegelt sich der Grundsatz des Wohlfühlens im betrieblichen Alltag wider?
Rosenbaum: Alle können sich mit ihrer Kritik und ihren Optimierungsvorschlägen einbringen. Wegen unseres hohen Qualitätsanspruchs erhalten die Fachkräfte von den Leitungskräften Impulse für die Weiterbildung und die dafür erforderliche Zeit. Wir haben Schichtarbeit eingerichtet. Überstunden werden so trotz unserer durchgängig hohen Auftragslage weitestgehend vermieden. Alle Mitarbeitenden haben bei einer 5-Tage-Woche feste Arbeitszeiten. Neben finanziellen Anreizen achten wir auf ansprechende Arbeitsräumlichkeiten. Gerade haben wir uns durch die Anmietung eines weiteren Ladenlokals in der Nachbarschaft erweitert, um unseren Werkstattmitarbeitenden attraktive und moderne Arbeitsplätze zu bieten.
Fachkräfte-Initiative: Und was unternimmt ‚Drahtesel‘, um für Auszubildende attraktiv zu sein?
Rosenbaum: Wir kooperieren beispielsweise mit einigen Münsteraner Schulen. Regelmäßig haben wir von dort Praktikant:innen, die wir aktiv in unsere Arbeit einbinden. Die jungen Menschen sollen etwas mit Ihren eigenen Händen schaffen. Handarbeit eben! So wollen wir ihre Leidenschaft für die Fahrradtechnik ‚entzünden‘ “. Unsere jährlich ein bis zwei Ausbildungsplätze besetzen wir mit Schüler:innen, aber auch mit jungen Erwachsenen. Denn in Münster als Universitätsstadt entwickeln bei uns durchaus auch Studierende ihre Faszination für Zweiräder und machen ihr Hobby zum Beruf. – Ganz so wie Raimund Gerwing, der das Unternehmen als Student gründete und heute als Diplom-Chemiker führt.
Fachkräfte-Initiative: Das ist spannend. Wir danken für das Interview.